Thermische Wirkung von Nahrungsmitteln
Das Temperaturverhalten, also die thermische Wirkung von Lebensmitteln ist ein Aspekt, der in den aktuellen westlichen Ernährungslehren bisher kaum berücksichtigt wird. In der traditionellen chinesischen Heil- und Ernährungslehre hingegen stehen die thermisch-energetischen Eigenschaften der einzelnen Nahrungsmittel und ihre ganzheitliche Wirkung auf den Organismus im Zentrum der Betrachtung. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) weiß man, dass zu viel kühlende Nahrung die Entstehung und Ausbreitung von Kälte, Stagnation und Feuchtigkeit im Körper begünstigt, die körperliche und psychische Beschwerden verursachen. Zu viele heiße Lebensmittel können umgekehrt ebenfalls zu einem Ungleichgewicht mit Hitze und Trockenheit führen. Gleichzeitig können bestehende Kälte- oder Hitze-Symptome über den Speiseplan jedoch auch sinnvoll beeinflusst werden. In solchen Fällen ist immer eine Beratung durch eine fachkundige TCM-Therapeut:in notwendig. Das Temperaturverhalten von Lebensmitteln ist ein entscheidendes Kriterium für die Zusammenstellung eines individuell angemessenen und damit gesunden Speiseplans. Jedes Nahrungsmittel hat eine individuelle thermische Qualität, die je nach Zubereitung oder Behandlung etwas abgeschwächt oder verstärkt werden kann. Die TCM klassifiziert das Temperaturverhalten von Nahrungs- und Genussmitteln in fünf thermischen Stufen:
- heiß = stark erhitzend –> verursacht schnell Hitze, Trockenheit
- warm = leicht wärmend, stärkt das Yang, trocknend
- neutral = Yin und Yang im Gleichgewicht
- kühl = leicht erfrischend, stärkt das Yin, befeuchtend
- kalt = stark kühlend –> verursacht schnell Stagnation, Kälte, Feuchtigkeit
Eher neutrale Lebensmittel und Zutaten-Kombinationen sollten zunächst die allgemeine Grundlage der Ernährung bilden und dann typgerecht und saisonal durch warme und/oder kühlende Zutaten ergänzt werden. Sehr kalte sowie heiße Lebensmittel sollten immer vorsichtig eingesetzt werden, da sie generell einen starken thermischen Einfluss auf den Organismus haben. Die individuelle Konstitution und das allgemeine Klima sind gute Leitlinien, um einen thermisch sinnvollen, individuellen Speiseplan zusammenzustellen. Hitzköpfe mit rotem Kopf können meistens eher mal etwas Abkühlendes und Frostbeulen mit kalten Händen etwas Wärmendes vertragen. Bezieht man Gemüse und Obst hauptsächlich aus regionaler Produktion und verzichtet auf Import-Ware sowie Tiefkühlkost und Mikrowelle, hat man meistens bereits eine thermisch sinnvolle Basis für die Alltagsgerichte in der Familien- oder WG-Küche, die dann noch individuell abgerundet werden. Allgemein sind Balance und Regelmäßigkeit entscheidende Grundpfeiler der Ernährungs- und Gesundheitslehre nach den fünf Elementen. Ausgewogen zusammengestellte neutrale, wärmende und erfrischende Zutaten werden in der individuellen Energieküche je nach Jahreszeit und Konstitution ggf. gelegentlich oder bei Bedarf mit heißen und kalten Nahrungs- und Würzmitteln verfeinert. So ergibt sich ein leckerer und individuell gesunder Speiseplan, der Körper und Seele nachhaltig nährt.
Zubereitungsmethoden nach TCM
Durch bestimmte Zubereitungsmethoden kann das natürliche Temperaturverhalten von Nahrungsmitteln leicht modifiziert werden. Kalte und erfrischende Zutaten können durch sog. yangisierende Kochverfahren, wie langes Schmoren und im Ofen Backen, thermisch etwas wärmender im Sinne der TCM werden. Yangisierende Zubereitungsarten sind besonders auch im Winter und für Konstitutionen mit Kältesymptomen zu empfehlen. Yinisierende Kochverfahren, wie kurzes Blanchieren, Kochen in viel Wasser, helfen u. a. Säfte aufzubauen und zu bewahren. Leicht blanchiertes Gemüse ist z. B. sehr bekömmlich am Abend. In den Sommermonaten oder bei hitzigen Konstitutionen kann z. B. das Bewahren der Säfte ggf. durch erfrischende Zutaten und yinisierende Zubereitung unterstützt werden.
Energieküchen-Rezepte nach Temperaturverhalten
Hinweise zur Bekömmlichkeit nach TCM
Da es Speisen generell sehr unbekömmlich macht, ist vom sehr “heißen” Anbraten in viel Öl allgemein für alle Konstitutionstypen abzuraten. Diese Zubereitung erzeugt unnötige Hitze und ist schwer verdaulich. Tiefgekühlte Lebensmittel verlieren ihre natürlichen thermischen Qualitäten und sind sehr kalt. Auch längeres Kochen kann die thermische Qualität nicht wiederherstellen. Besonders Menschen mit Kältesymptomen sollten auf Tiefkühlkost verzichten. Allgemein ist von kompletten Tiefkühlgerichten abzuraten, da sie auch erwärmt sehr kühlend wirken. Ein Kochverfahren, das die natürlichen Qualitäten von Lebensmitteln zerstört, ist die Mikrowelle. Von der Nutzung ist generell abzuraten. Die Produktion, Lagerung und Weiterverarbeitung von Lebensmitteln beeinträchtigt die thermischen und allgemein energetischen Qualitäten von Nahrungsmitteln. Hochwertige, frische Zutaten nähren nachhaltiger und ganzheitlicher. Regionale und saisonale Produkte sind außerdem umweltbewusster und oftmals sozial fairer. Im Idealfall ist ganzheitliche Ernährung gut für das Individuum, die Gesellschaft und den Planeten.
- Sehr kalt & unbekömmlich: Joghurt, Südfrüchte, Eiscreme, Tiefkühl-Ware, industrielle Weizenprodukte, weißer Zucker, Mineralwasser, Rohkost, besonders Gurken und Tomaten.
- Sehr heiß & unbekömmlich: Schimmelkäse, hochprozentiger Alkohol, gebratenes Fleisch, in zu großen Mengen auch Chilipulver, getrockneter Ingwer, Knoblauch, Pfeffer.
- Generell schlecht bekömmlich: Mikrowellen-Zubereitung, Frittiertes, Brot, Käse, Milchprodukte, sehr süße Speisen.
Die energetische Einordnung von Nahrungsmitteln durch die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen ist in der westlichen Ernährungstradition eine der wenigen Ernährungslehren, die mit dem Ansatz der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) vergleichbar ist. Hildegard von Bingens mittelalterliche Schriften und traditionelle europäische Medizin (TEM) wurden in den letzten Jahrzehnten für die moderne Ernährungslehre wiederentdeckt und lassen sich auch mit der modernen, westlich angepassten 5-Elemente-Küche der TCM durchaus kombinieren. Besonders auch die klassischen, verdauungs-fördernden Hildegard-Gewürze Quendel, Bertram, Galgant und Ysop finden in meinen Energie-Rezepten immer wieder Anwendung. Auch wenn du nicht planst, auf 5-Elemente-Ernährung umzustellen, ist das Wissen um die thermische Wirkung von Lebensmitteln und Gerichten eine Bereicherung für jede Ernährungsform.
Nahrungs- & Genussmittel nach thermischer Qualität
Hier findest du zur allgemeinen Information eine unvollständige Auflistung verschiedener Nahrungs- und Genussmittel inklusive tierischer Produkte und Alkohol. Je nach Konstitution konzentriere dich auf neutrale Lebensmittel in Kombination mit passenden wärmenden oder erfrischenden Zutaten. Gegebenenfalls sind auch einzelne heiße oder kalte Zutaten sinnvoll, allgemein bilden sie jedoch die Ausnahme.
Heiße Zutaten (starke Wirkung!):
Feuer: gegrilltes und gebratenes Fleisch, Schaf, Ziege.
Erde: Zimt.
Metall: Schimmelkäse, Hirsch, hochprozentiger Alkohol, Yogi-Tee, außerdem Chilipulver, Cayennepfeffer, Knoblauch, Pfeffer, Piment, getrockneter Ingwer.
Warme Lebensmittel (stärken Yang):
Erde: Süßreis, Sago, Tapioka, Fenchel, Süßkartoffel, Esskastanie, Petersilienwurzel, Süßkirsche, Rosinen, Kokosraspel, Walnüsse, Pistazien, Kürbiskernöl, Rapsöl, Fencheltee, Anistee, Likör.
Metall: Hafer, Zwiebel, Porree, Meerrettich, Schnittlauch, Ingwer, Kreuzkümmel, Muskat, Bertram, Nelke, Senfsamen, Kardamom, Koriandersamen, Beifuß, Lorbeer, Thymian, Bohnenkraut, Liebstöckel, Oregano, Majoran, Rosa Pfefferbeeren, Szechuan-Pfeffer, Zitronengras, Jasmintee, Sake, Wild.
Wasser: Parmesan, Salami, Schinken, Kabeljau, Garnele, Sardelle, Scholle, Thunfisch, Sardine, Hering, geräucherter Fisch.
Holz: Grünkern, Petersilie, Dill, Granatapfel, Zwetschge, Essig, Kirschsaft, Huhn.
Feuer: Kurkuma, Curry, Paprikapulver, Bockshornklee-Samen, Wacholderbeeren, Ysop, frischer Basilikum, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Tomatenmark, Kakao, Mohn, Kaffee, Getreidekaffee, Rotwein, Schafs- und Ziegenkäse.
Neutral nährende Lebensmittel:
Erde: Polenta, Kokosmilch, Karotten, Kohlrabi, Kürbis, Wirsing, grüne Bohnen, Erbsen, Maiskolben, Topinambur, Shiitakepilz, Austernpilz, Trockenobst, Mandel, Haselnuss, Pistazie, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Vanille, Süßholz, Safran, Traubensaft, Kuhmilch, Butter, Ei, Käse, Sahne.
Metall: Reis, schwarzer Rettich, Bärlauch.
Wasser: Adzukibohnen, Saubohnen, Sojabohnen, Linsen, getrocknete Erbsen, Miso, Forelle, Heilbutt, Karpfen, Lachs.
Holz: Bulgur, Couscous, Dinkel, Brombeeren, Himbeeren, Backpulver.
Feuer: Amaranth, Roggen, Quinoa, Rote Bete, Feldsalat, Endiviensalat, Zitrusschale.
Erfrischende Lebensmittel (stärken Yin):
Erde: Hirse, Gerste, Aubergine, Blumekohl, Brokkoli, Chinakohl, Mangold, Paprika, Sellerie, Spargel, Spinat, Champignon, Zucchini, süßer Apfel, Birne, Weintraube, Aprikose, Banane, Cashew, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Sesam, Tofu, Seitan, Apfelsaft, Gemüsesaft, Sojadrink, Olivenöl, Sonnenblumenöl, Orangenblüten, Lindenblüten, Holunderblüten.
Metall: Radieschen, weißer Rettich, Kresse, Minze, Salbei, Pfefferminztee.
Wasser: Kichererbsen, Mungobohnen, Miesmuscheln, Auster, Umeboshi-Pflaume, Mu-Erh-Pilz.
Holz: Weizen, Sauerkraut, Essiggurken, Kapuzinerkresse, Sauerampfer, Sprossen, saure Äpfel, Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Sauerkirschen, Orangen, Mandarinen, Sanddorn.
Feuer: Buchweizen, Artischocken, Chicorée, Kopfsalat, Radicchio, Rucola, Löwenzahn, Salbei, Holunderbeere, Grapefruit, Quitte, grüner Tee, Bier, heißes Wasser.
Kalte Zutaten (starke Wirkung!):
Erde: Gurke, Honigmelone, Wassermelone, Avocado, Mango, Papaya, weißer Zucker.
Wasser: Sojasoße, (Meer-)Salz, Algen, Krabben, Kaviar, Agar-Agar, Mineralwasser, kaltes Wasser.
Holz: Weizenkleie, Tomate, Rhabarber, Zitrone, Ananas, Kiwi, Joghurt.
Feuer: Frauenmantelkraut, Löwenzahnwurzel, Enziankraut.
Mein Energieküchen-Kochblog soll Inspirationen für den Alltag bieten, die eigene Ernährung genussvoll und ganzheitlich gesunderhaltend zu gestalten. Alle Erklärungen zur Ernährungslehre der traditionellen chinesischen Medizin sind hauptsächlich als Einführung für all jene gedacht, die bisher noch keine Erfahrungen mit der 5-Elemente-Lehre haben. Für alle, die ein weitergehendes Interesse an der 5-Elemente-Küche und der TCM haben, empfehle ich neben der Konsultation einer TCM-Therapeut:in auch die eigenständige Lektüre ausgewählter Klassiker zur modernen 5-Elemente-Ernährung und den Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin. Wende dich bei Beschwerden und Unklarheiten immer an fachkundige Ärzt:innen bzw. TCM-Therapeut:innen deines Vertrauens und versuche keine Selbstdiagnosen oder Selbstbehandlungen. Lass Nahrung deine Medizin sein, doch kläre alle Rahmenbedingungen und Kontraindikationen vorher mit ärztlichen oder heilpraktischen Profis ab.
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